In welchen Zusammenhang stehen die Begriffe Cradle to Cradle und Cradle to Gate in einem Produktionskreislauf?
Die beiden Begriffe sind Bezeichnungen für Systemgrenzen. Cradle to Cradle ist sowohl ein Umweltlabel, als auch eine Philosophie und eine Systemgrenze. Cradle bedeutet dabei die Wiege der Rohstoffe, z.B. der Wald bei Holzprodukten oder das Rohöl bei synthetischen Produkten. Aus dem Rohöl wird über verschiedene Veredelungsschritte ein synthetisches Produkt hergestellt. Nach den einzelnen Herstellungs-, Vertriebs- und Nutzungsphasen stellt sich am Ende der Nutzung die Frage, was mit dem Produkt passieren soll. Geht es Cradle to Grave (Verbrennung oder Deponie) oder Cradle to Cradle, was bedeutet, dass das Produkt nach seiner Nutzungsdauer wieder als Rohstoff für neue Produktionszyklen dient. Die ideale Idee von Cradle to Cradle wäre hier einen Kreislauf zu etablieren – entweder nach dem biologischen Abbau die Verwertung als Nährstoff in der Landwirtschaft, oder nach dem Recycling eine technische Verwertung. Dazwischen gibt es noch Cradle to Gate, wo man bestimmte Umweltkennzahlen von der Wiege der Rohstoffe bis nach der Herstellung/zum Werkstor bilanziert, da es anschließend verschiedene Weiterverarbeitungsschritte gibt, die man dann spezifisch modellieren möchte.
Um das System der Rückführung zu bewerten, gibt es einerseits eine physikalische Sicht, die definiert ob eine Rückführung überhaupt technisch möglich ist. Denn man könnte mit ausreichend Energie und manuellem Aufwand theoretisch jedes Produkt recyceln. Andererseits gibt es auch eine praktische Sicht. Wie sortenrein bekommt man Sekundärrohstoffe zurück? Gibt es eine getrennte Sammlung? Wie groß ist der Aufwand alles in einzelne Bestandteile zu zerlegen? In der Praxis ist dies meistens der größere Hemmschuh als die rein technische Möglichkeit. Denn um einen industriellen Prozess ins Laufen zu bringen, braucht man bereits getrennte, homogene Rohstoffe. Der Endkonsument muss also bereit sein zu trennen. Es muss eine Infrastruktur zur Trennung, Verwertung und Aufbereitung von ungetrennten Abfällen vorhanden sein und alles zusammen muss im Vergleich zu den frischen Rohstoffen auch noch bezahlbar sein.